Spielzeugfreie Zeit

Jedes Jahr in der Fastenzeit schicken schicken wir unsere Spielsachen in den Urlaub.

Dieses Projekt wurde 1998 das erste Mal in unserer Einrichtung durchgeführt, als ein Baustein der Suchtprävention. Im Jahr 2000 nahmen wir es in unsere Konzeption mit auf und praktizieren es jedes Jahr für eine Zeit von ca. 6 Wochen.

Durch die Herausnahme des Spielzeugs und der angeleiteten Angebote durch die Erzieherinnen schaffen wir eine besondere Situation. Die Kinder haben die Möglichkeit, ihre Grenzen zu erproben,

Die Herausnahme des Spielzeugs und der Spielangebote von Erwachsenen für einen begrenzten Zeitraum ist eine Methode, eine Situation zu schaffen, in der die Kinder Erfahrungen mit ihren Möglichkeiten und Grenzen  machen können. Da in dieser Zeit die Aktivitäten und Situationen konsequent von den Kindern ausgehen, können sie die Funktion bestimmter „Lebenskompetenzen“ (z.B. Umgang mit Sprache, Beziehungsfähigkeit, verstärkte Wahrnehmung persönlicher Bedürfnisse, Entwicklung von Selbstvertrauen usw.) als sinnvoll erleben und weiterentwickeln. Dazu gehört auch die Erfahrung, dass nicht alles klappt, dass man Fehler macht, dass man auch einmal Frustrationen aushalten muss, ohne dass diese gleich von Erwachsenen ausgeglichen werden.

 

Was hat das mit Suchtprävention zu tun?

Kinder, die wissen was sie wollen, was ihnen Spaß macht auch ohne käufliche Ersatzbefriedigungen, greifen später viel weniger zu Drogen, Alkohol, Nikotin oder Medikamenten.

Sie wissen was sie können, sie haben ein gesundes Selbstvertrauen.

Untersuchungen zeigen dass die Kinder ihr Sozialverhalten in dieser Zeit merklich verbessern, dass Kinder integriert werden, die sonst schwer in die Gruppe finden. Sie werden kreativer, die Sprache tritt wieder mehr in den Vordergrund.

Wir sind natürlich unterstützend, begleitend und vor allem beobachtend in der Gruppe. Die Kinder sind sich nicht selbst überlassen, sondern sie dürfen ihre eigenen Spielideen im verstärkten Maße einbringen. Fertige Spielsachen sind in dieser Zeit tabu. Alles wertlose Material wie Decken, Kissen, Klopapierrollen, Stoffreste, ... ist willkommen und wird kreativ eingesetzt.

Die Kinder bestimmen, ob und wann ein Morgenkreis stattfindet, organisieren diesen selbständig und besprechen dort, was sie an diesem Tag machen möchten. Den Aktivitäten sind im Grunde keine Grenzen gesetzt. Wenn die Kinder zum Beispiel einen Kuchen backen möchten, in die Turnhalle oder in den Wald gehen möchten, ist das alles möglich. Wichtig ist nur, dass die Ideen von den Kindern selbst kommen.